Das Wort zuvor

In der Vereinszeitschrift wird das "Wort zuvor" auf der ersten Seite abgelichtet. Hier sehen Sie einige Beispiele.

 

Urlaubsgrüße aus aller Welt

 

 

In einer Zeit vor social media und Handyapplikationen waren in der Herbst-/Winterausgabe unserer Vereinszeitschrift in der Rubrik „Post die uns erreichte“ Postkarten mit Urlaubsgrüßen abgebildet. Sie zeigten die typischen Postkartenmotive aus vielen, von unseren Absolventen bereisten Ländern. Heutzutage kommen nur selten Urlaubsgrüße in das Büro, und wenn überhaupt, dann über What`s App. Das ist auf unsere schnell kommunizierende Informationsgesellschaft zurückzuführen. In diesen Zeiten werden Urlausgrüße auch nicht auf unserer Homepage abgebildet, weil Urlaubsgrüße von gestern schon wieder zu alt für heute sind. Eine schnellhandelnde Informationsgesellschaft hat besonders im Rettungs- und Gesundheitsbereich und in der Wirtschaft ihre Berechtigung. Postkartengrüße sind jedoch, genauso wie nicht über social media geführte Klassentreffen, Erinnerungen, an denen man sich länger erfreuen kann und vielleicht Gesprächsstoff für ein ganzes Jahr. Schreiben Sie uns wieder Postkarten, falls Sie an ihrem Urlaubsort überhaupt noch Postkasten und Briefmarken vorfinden. Ihre Schulkollegen freuen sich über eine kleine Rubrik mit Postkartengrüßen aus aller Welt. Auch Krampus und Weihnachten sind nicht nur eine Zeit des Schenkens, sondern auch die Zeit des Schreibens. Wir alle freuen uns nach wie vor über Krampuskarten in der Vorweihnachtszeit und persönlichen Weihnachtswünschen auf festlichen Billetts und Postkarten.

 

Die Klassengemeinschaft

Zu Beginn des Schuljahres werden Klassen der ersten Jahrgänge mit Schülern aus der Mittelschule zusammengestellt. Daraus folgt ein starker Impuls eine Klassengemeinschaft zu bilden. Die Schüler einer Klasse verbindet ein einigendes Band, was auch in den folgenden Jahren von ihnen immer wieder beteuert wird. Parallelklassen finden nicht so gut zusammen. Manchmal entsteht sogar ein konkurrierendes Verhalten.

Ich kann nach dem Besuch von unzähligen Klassentreffen unterschiedlichster Jahrgänge sagen, dass das Verhältnis zwischen den Klassen in den Folgejahren konkurrent bleibt. Auch eine gemeinsame Maturafeier im Konzerthaus vergrößert eher das Abgrenzungsbedürfnis. Freud begründet dieses Abgrenzungsbedürfnis mit einer Kenntlichmachung der eigenen Identität einer Klasse und bezeichnet dieses Verhalten als "Narzissmus der kleinen Differenz". (Freud, 1986, S. 243) "Man erkennt nun darin eine  bequeme und relativ harmlose Befriedigung … durch die den Mitgliedern der (Klassen-)Gemeinschaft das Zusammenleben erleichtert wird." (Freud, 1986, S. 243) In diesem Zusammenhang gewinnt die Klassengemeinschaft für den Absolventenverband eine besondere Bedeutung; nicht nur die Organisation und Durchführung von Klassentreffen ist bedeutend, die Bedeutung reicht auch vom HAK`ler award in der ersten Klasse über die weiße Fahne bei der Matura bis zur Ehrung des 60jährigen Klassenjubiläum.

Freud, Sigmund (1986/1930): Das Unbehagen in der Kultur. In: Freud, Sigmund: Kulturtheoretische Schriften. Frankfurt am Main: S. Fischer, S. 191 – 270.

Stenografie

Das Schreiben in Kurzschrift ist für viele Absolventen eine Fertigkeit, die sie in der Handelsschule oder -akademie gelernt haben und im privaten Alltag nicht missen wollen, wenn es schnell zur Sache geht. Das im Büro einst verwendete Diktat und die damit verbundene Stenografie ist im heutigen Wirtschaftsleben jedoch so gut wie nicht mehr vorhanden. Technische Innovationen und veränderte Büroorganisation schaffen im Büroalltag effizientere Arbeitsabläufe als vor einigen Jahren. Am papierlosen Arbeitsplatz in der HAK 4.0 haben wir das Wirtschaftsleben vor Augen. Das Tastaturschreiben spielt eine wesentliche Rolle, um Daten schnell in die DV-Systeme zu speisen, das Diktat mit Übertragung mit Steno gibt es jedoch nicht mehr.

Unter dem Titel „Neues von Gestern“ hat Frau Helene Kobald Gedanken zur Kurzschrift in der Schule und im nicht wirtschaftlichen Bereich verfasst, die ich im Folgenden sehr gerne an Sie weiterleiten möchte. Prof. MMag. DDr.Friedrich Sporis

 

Neues von Gestern

Schule und Lehrpläne sind Veränderungen unterworfen – sie müssen sich den wirtschaftlichen Bedingungen der Zeit anpassen. Das führt dazu, dass neue Unterrichtsfächer hinzukommen, dafür andere verschwinden. Neue Technologien und Möglichkeiten erfordern Gesetzesänderungen, die wiederum im Fach Staatsbürgerkunde und Rechtslehre behandelt werden, damit die Schüler und Schülerinnen am neuesten Stand sind. Für kaufmännische Schulen betrifft das vor allem den Bereich Computerunterstützte Textverarbeitung, der aus den Teilbereichen Maschinschreiben, Stenographie, Phonotypie hervorging. Jüngere Personen von heute werden Kurzschrift oder Stenographie nicht kennen. Dabei handelt es sich um eine Schrift, die aus einfachen Zeichen gebildet wird. Mit ihr kann man dreimal schneller schreiben als mit der Langschrift. Ich möchte diesen Begriff in Erinnerung rufen, denn Kurzschrift ist ein Kulturgut und sollte nicht in Vergessenheit geraten.

Dazu habe ich ein Gedicht gefunden, das die Entwicklung der Kurzschrift bis zu der heute noch gültigen Deutschen Einheitskurzschrift beschreibt. Es stammt von Eugen Roth (1895- 1976).

 

Die Kurzschrift

 

Schon Tiro war ein Schreibersklav,

der allererste Stenograph.

Er hat mit den Tironischen Noten

Die frühste Kurzschrift uns geboten.

Die Mönche ließen zu dem Zweck

Der Kürzung halbe Wörter weg.

Der Text war ihnen nicht mehr heilig –

Sogar im Kloster hatt' man's eilig.

Jedoch, wie rasch auch einer schrieb,

Gesprochenes Wort viel schneller blieb.

Erst Gabelsberger kam in Gunst

Mit seiner Redezeichenkunst.

Die wollten noch verbessern zwei,

Der Stolze nämlich und der Schrey.

Doch statt zu machen es bequemer,

Verwirrten sie nur die Systemer.

Auch kam dann, zu der Ältern Ärger,

Noch eine neue Gabelsberger –

Bis endlich sich, zu guter Letzt,

Die Einheitskurzschrift durchgesetzt.

 

 

Bereiche, in denen Stenografie auch heute noch zur Anwendung kommt, sind in erster Linie Parlamente, Landtage, Gerichte. Dabei werden Sitzungen, Ausschüsse, Debatten protokolliert. Weitere Tätigkeitsfelder für Stenografen bieten Organisationen, Institutionen, Verbände, Parteien, Gewerkschaften. Hier besteht die Aufgabe darin, Sitzungen, Tagungen, Besprechungen, Hauptversammlungen, Parteitage zu protokollieren. Ebenso werden bei Gericht auf Wunsch eines Beteiligten die Verhandlungen wortwörtlich stenografisch festgehalten. Parlamentsstenografen zeichnen nicht nur die Rede auf, sondern auch Zwischenrufe, Beifallskundgebungen und sonstige Ereignisse, die für das Verständnis der Rede eines späteren Lesers von Bedeutung sind. Die Anforderungen an einen Parlamentsstenografen sind: abgeschlossenes Hochschulstudium, ausbaufähige Stenografiekenntnisse ab ca. 250 Silben/Min., Beherrschung der deutschen Sprache, sehr gute Allgemeinbildung, Einsatzbereitschaft, Flexibilität, Teamfähigkeit, Organisationsgeschick, Erfahrung im Einsatz neuer Medien.

 

Erwähnenswert ist auch, dass es auch zahlreiche Persönlichkeiten gab (und gibt), die die Kurzschrift beherrschten (beherrschen): Autoren wie Astrid Lindgren, Erich Kästner, Karl Ginzkey, Friedrich Torberg; Politiker wie Franz Josef Strauß, Theodor Heuss, Erhard Busek, Heinrich Drimmel, Leopold Figl, Heinz Fischer, Rudolf Kirchschläger, Bruno Kreisky, Kurt Waldheim Franz Vranitzky, Michael Häupl; Theologen wie Josef Ratzinger, Franz König; Erfinder wie Konrad Zuse; Schauspieler wie Richard Eybner; Architekten wie Roland Rainer, Gustav Peichl.

 

Helene Kobald